was um alles in der welt ist SOKISO ?


Lila und Bunt im stadion also SOKISO ist eine art tischfußballspiel mit bzw. für halmafiguren. dabei sind die spielfiguren (à 2 mannschaften) auf dem spielfeld verteilt und werden von einem (oder ggfs. von zwei) spieler(n) geführt.
über die spielregeln und alles weitere folgt später mehr, zunächst will ich auf die historische entwicklung dieses spiels eingehen. der name ist übrigens abgeleitet vom englischen "some kind of soccer" (= eine art fußball)...

dies ist die geschichte des SOKISO



von der wildwest- zur halma-liga

wie viele kinder in unserer nachbarschaft pflegte auch ich in jungen jahren mit jenen kleinen kunststoff-figuren zu spielen, welche vornehmlich cowboys, indianer, vereinzelt ritter und v.a. soldaten darstellten. und so spielten wir zunächst das (leider) naheliegende, nämlich krieg. dies begann aber schon bald langweilig zu werden, und so kamen einige meiner älteren spielkameraden - es lässt sich heute nicht mehr feststellen, wer im einzelnen die folgende idee aufbrachte - auf eine viel sinnvollere verwendung der spielfiguren: im sandkasten wurde eine fläche von ca. 50 x 70 cm eingeebnet und mittels holzstöckchen mit zwei toren versehen. eine holzmurmel von vielleicht 1 cm durchmesser diente sodann als ball, und die figuren wurden zu jeweils 11 vor je einem tor gruppiert. abwechselnd versuchte dann jeder der beiden spieler mit hilfe einer der figuren den ball durch das gegenerische figurenknäuel hindurch per freistoß ins gegenüberliegende tor zu bugsieren. die urform des figuren-fußballspiels war somit geboren, wobei der wert der einzelnen figuren für das spiel teilweise eine drastische änderung erfuhr: waren im "krieg" v.a. soldaten mit möglichst martialischen schusswaffen im anschlag gefragt, so wurde nun plötzlich etwa der mit dem verbandskoffer eilende sanitäter zum superstar, weil er einen breiten boden hatte, somit vergleichsweise standfest und mithin in der abwehr praktisch unentbehrlich war! die spielregeln waren dabei namentlich in der anfangszeit noch mannigfaltigen änderungen unterworfen. so endete ursprünglich ein match, wenn eine der beiden mannschaften (bzw. einer der kontrahenten) zuerst 10 tore erreicht hatte; später wurde dann auf zeit gespielt (etwa 2 x 10 minuten), wodurch auch unentschiedene spielausgänge möglich wurden. dies alles ereignete sich etwa mitte der 60er jahre des vergangenen jahrhunderts im südbadischen Oberkirch.
anmerkung: im folgenden tauchen nun immer wieder kursiv geschriebene ausdrücke auf; ich habe dieses stilmittel immer dann verwandt, wenn diese ausdrücke üblicherweise eigentlich in einem anderen sinn gebraucht werden. sie sind hier also immer "im übertragenen sinn" zu verstehen...
obschon bald darauf ein reger tauschhandel mit den wildwest-figuren einsetzte, wachte natürlich ein jeder eifersüchtig über seine besten spieler, die auf diese weise vereinzelt sogar zu internationalen fußballstars aufstiegen! da jedes spiel ja sozusagen ein länderspiel war, entwickelte sich alsbald auch persönlicher ehrgeiz bei fast allen beteiligten, und so blieben auch streitereien mit erbitterten gegenseitigen vorwürfen nicht aus. dies führte zu teils empfindlichen ressentiments bis hin zum abbruch von diplomatischen beziehungen, was den internationalen spielbetrieb doch sehr lähmte und zwischenzeitlich sogar ganz zum erliegen brachte!
einen ausweg aus dieser misslichen situation fand dann HelmutM, der als erster seine figuren in (zunächst drei verschiedene) eigene mannschaften einteilte und mit diesen eine nationale meisterschaftsrunde austrug. diese spiele fanden dann natürlich nicht mehr im freien unter augenzeugen statt, sondern zu hause und v.a. allein. womit natürlich auch die lästigen konflikte mit den anderen wildwest-protagonisten von vorn herein ausgeschlossen waren. diese allererste SOKISO-liga sah als teilnehmende mannschaften jeweils eine auswahl von cowboys (mit trappern), indianern sowie soldaten (einschließlich rittern) - eine art ethnische einteilung der figuren also.
in der folge übernahmen einige der anderen diese idee einer nationalen liga, und dann war es KurtG, der die nächste einschneidende reform auf den weg brachte, indem er als erster seine figuren nach farben ordnete. schon bald übernahmen auch alle anderen spielverbände diese neue einteilung.
die dritte und vielleicht bedeutsamste reform entstand dann eigentlich aus einer notlage: WernerH verfügte nur über relativ wenige wildwest-figuren und galt daher als "schwacher" verband. deshlab wandte er sich frühzeitig ganz ab von diesen figuren und spielte stattdessen seine nationale liga mit halmafiguren, von denen er offenbar genügend besaß!
der augenfälligste unterschied zwischen den "alten" und den "neuen" spielfiguren besteht natürlich in der größe, denn während die meisten wildwest-figuren auf etwa 6 bis 10 cm kommen, misst die standard-halmafigur 24 mm (höhe) x 12 mm ("fußdurchmesser"). [ausführlicher gehe ich auf die größen-klassen sowie weitere sortierkriterien dieser figuren weiter unten ein.] außerdem waren die ursprünglich eingesetzten halmafiguren alle aus holz und natürlich weitaus weniger "individuell" unterschiedlich als die wildwest-figuren.
anfangs noch von den anderen belächelt setzte sich dieser trend zur miniaturisierung aber allmählich doch durch, und alsbald spielten auch KurtG und HelmutM mit halmafiguren! dabei hielt der letztgenannte daneben noch am längsten an seiner wildwest-liga fest, ehe auch er mitte 1971 vollständig umstieg auf eine halma-liga.
obwohl ja "HALMA" (englisch "chinese checkers") für ein ganz anderes spiel steht, bezeichneten wir über viele jahre hinweg unser so entwickeltes fußballspiel just mit diesem gleichen namen (gelegentlich zur besseren unterscheidung auch "halma-fußball" genannt), eben wegen der herkunft der (meisten) spielfiguren. erst in jüngerer zeit (nicht zuletzt im zusammenhang mit eben dieser internet-präsenz) entstand das bedürfnis nach einem "neutralen" namen, wobei die wahl dann eben auf SOKISO fiel.
nicht alle der anfänglichen wildwest-protagonisten sattelten übrigens damals um auf halma; so gab etwa BernhardD am ende der wildwest-ära das spiel ganz auf. dafür gesellte sich mit Hans-RudiR ein vierter verband zu den drei "urvätern" des SOKISO.

das "goldene" SOKISO zeitalter

europapokal in der folgezeit, nämlich der ersten hälfte der siebziger jahre, erlebte SOKISO dann seine absolute blütezeit mit 4, dann 5 und zeitweise noch mehr nationalen ligen sowie mit einem ausgedehnten internationalen spielverkehr, welcher sowohl aus länderspielen und sogar weltmeisterschaften bestand, als auch internationale freundschaftsspiele auf vereinsebene (den einzelnen farbenteams) und auch einen europapokal einschloss, an welchem die jeweiligen landesmeister teilnahmen! selbstredend entwickelte sich auch bald ein ausgiebiger internationaler transfermarkt mit hochkarätigen spielerwechseln. nicht nur die mannschaften jedes verbandes trugen ihre namen (in der regel nach der jeweiligen farbe eben), sondern auch die einzelnen spielfiguren. diese waren zur besseren identifikation meist mit (fuß-)nummern versehen (systematisch übrigens zuerst eingeführt von RudiR) und erreichten auf diese weise dann mitunter internationalen kultstatus!
was allerdings nicht die unter der bezeichnung "Phantom-skandal" in die annalen der SOKISO-geschichte eingegangene begebenheit verhindern konnte: nachdem HelmutM nach zähen verhandlungen seinen star-angreifer Phantom von Schwarz für die rekordablöse von 70 DPf. (was immerhin dem damals 7fachen ladenpreis entsprach!) an KurtG veräußert hatte mochte er sich dann doch nicht von seinem lieblingsstürmer trennen. so trat ein bis dahin namenloser nachwuchsspieler von Schwarz den wechsel ins ausland an, während der begehrte spieler fortan unter anderem namen ("Schwarzes Phantom") in der heimischen liga weiterkickte! unschwer vorstellbar ist die helle empörung, die sich nach dem auffliegen dieses skandals weltweit breitmachte... ungeachtet dessen machte jener "falsche" Phantom bei KurtG in der folge doch eine respektable karriere. ob sich solche vorkommnisse damals andernorts in ähnlicher weise abgespielt hatten bleibt natürlich spekulation und für immer im dunkel der geschichte. dennoch zeigt dieses beispiel anschaulich, dass streng genommen nicht unbedingt spezielle spielfiguren gehandelt wurden als vielmehr eben "namensrechte" an bestimmten spielern.
also führte jeder verband neben der eigenen meisterschaft und diversen pokalwettbewerben auch torschützenlisten und zum teil auch namentliche mannschaftsaufstellungen. HelmutM und WernerH gaben darüberhinaus jeweils eine verbandseigene sportzeitung heraus ("Der Ball" bzw. "HalmaKurier"), und auf dem höhepunkt der SOKISO-aktivitäten kam sogar auch noch ein internationaler totoblock zur einführung mit - wenn auch bescheidenen - einsätzen und gewinnausschüttungen! kurzum: SOKISO hatte praktisch alles, was auch die welt des "richtigen" fußballs so bietet, nur eben im mini-format...

niedergang und erneureung

unnötig zu erwähnen, dass jeder verband natürlich nach seiner eigenen spielordnung verfuhr, denn in seinem land war ja auch der jeweilige spieleobmann resp. verbandspräsident in personalunion vollkommen autonom. zu schwierigkeiten konnte es auf diese weise allerdings bei internationalen spielbegegnungen kommen. man umging dieses problem dann dadurch, dass etwa die großen internationalen turniere jeweils an einen verband zur austragung vergeben wurden. dies beschwor in der folge natürlich neuerliche diplomatische verwerfungen herauf, die dann teilweise nur mühsam wieder geglättet werden konnten. so wähnte z.b. WernerH schon bei der ersten WM bei HelmutM sein team benachteiligt, was sich anlässlich der zweiten WM sogar noch steigerte: von gastgeber RudiR glaubte er sich seinerzeit derart übervorteilt, dass er sich in der folge bemüßigt fühlte einen über ein jahr andauernden spiele- und nachrichtenboykott über letzteren zu verhängen... auf die entwicklung der spielregeln geht dann der nächste abschnitt noch ausführlicher ein.
als sich dann in der zweiten hälfte der siebziger jahre ein allmählicher niedergang der SOKISO-hochkultur abzuzeichnen begann weil immer mehr nationale verbände ihren spielbetrieb einstellten (vermutlich wegen "erwachsenwerdens" oder so), bemühte sich v.a. HelmutM um die gewinnung neuer spielteilnehmer. dieser missionseifer wurde ihm wiederum von WernerH zeitweilig als "hegemoniestreben" vorgehalten, war aber nichtsdestoweniger zwischenzeitlich durchaus erfolgreich. so gründeten v.a. SiegfriedK, der noch die SOKISO-blütezeit mitgestaltete, sowie später GerhardB oder BjörnM relativ einflussreiche sportverbände, doch diesen war wie auch allen anderen neugründungen leider keine dauerhafte existenz beschieden. insgesamt kamen aber in immerhin 14 unterschiedlichen ländern solcherlei spiele zur austragung. zum heutigen tag bleibt nunmehr HelmutM der einzige (mir bekannte) SOKISO-verband mit eigenem spielbetrieb, welcher in den letzten jahren allerdings auch nur noch sehr unregelmäßig stattgefunden hat. dennoch gab es auch in dieser zeit noch sehr beeindruckende weiterentwicklungen und in allerneuester zeit sogar nochmal eine wirklich einschneidende änderung des spielsystems! doch dazu dann mehr in den folgenden abschnitten.

historische entwicklung der spielregeln

wie ja bereits erwähnt war SOKISO ursprünglich ein spiel für zwei spieler, entwickelte sich aber schnell zu einem spiel für zwei mannschaften bestehend aus spielfiguren, welche eben von einem spieler geführt werden. natürlich können die figuren auch weiterhin benutzt werden für ein zweierspiel, aber der eigentliche reiz des spiels geht doch eher aus von der idee eines autonomen ligabetriebs mit eigenständigen mannschaften und theoretisch unabhängigen individuen (= spielfiguren). die grundidee des spiels, nämlich die figuren der beiden teams jeweils vor dem eigenen tor zu platzieren, um dann durch abwechselndes schießen auf das gegnerische tor den sieger zu ermitteln, war zunächst unverändert von der wildwest-ära in die halma-zeit übernommen worden. aber schon bald gab es auch abweichungen in den spielregeln. grundsätzlich wurden die spiele ja nun statt im freien zu hause in speziellen halmastadien ausgetragen. die bodenbeschaffenheit sowie die abmessungen des jeweiligen stadions waren ebenso wie die größe der tore zum teil sehr unterschiedlich. auf jeden fall wurde nun mit deutlich kleineren bällen gespielt (im durchschnitt 6 bis 7 mm durchmesser), so dass z.b. die alte wildwest-regel wonach umgefallenen figuren erst nach einem tor wieder aufgestellt werden durften, ersatzlos entfallen konnte.
die spieldauer von 20 minuten wurde von WernerH beibehalten, während die meisten anderen 10 minuten pro spiel ansetzten. später verkürzte HelmutM auf 6 minuten ehe die spiele in der laufenden saison ähnlich wie seinerzeit bei RudiR nun gar nicht mehr über eine festgesetzte zeit gehen.
ferner gab es auch starke schwankungen bei der figurenanzahl pro team und erst recht bei den verwendeten spielsystemen: während es zu beginn noch allgemeiner konsens war, dass eine mannschaft (analog zum fußball natürlich) aus 11 spielern bestand, (sieht man mal ab von der allerersten halma-meisterschaft bei HelmutM, wo er noch alle figuren einer farbe zugleich einsetzte, was natürlich alles andere als "gerecht" war - so hatte Blau seinen ersten meistertitel hauptsächlich der tatsache zu verdanken, dass sie mit 14 figuren die meisten spieler zur verfügung hatten; im vergleich hielt sich Lila mit seinen damals 4 spielern sogar noch recht achtbar...) so experimentierte WernerH bald mit 12 figuren pro team, und HelmutM reduzierte später auf 8 und in jüngster zeit sogar auf 6 spieler pro mannschaft! auch die starre aufstellung der figuren vor dem eigenen tor oder zumindest in der eigenen spielhälfte wurde zwischenzeitlich abgelöst von einer verteilung beider teams über das gesamte spielfeld. in der folge gelangte also nicht unbedingt jene mannschaft in ballbesitz, in deren hälfte der ball zu liegen kam, sondern der spieler, der am nächsten zum ruhenden ball stand durfte als nächstes schießen oder eben zu einem besser postierten mitspieler passen.
daneben kamen aber auch sehr exotische spielsysteme zum einsatz. so benutzte RudiR in seiner liga anfangs mitnichten ball & tore, sondern ermittelte den jeweiligen sieger eher in einer art "wettrennen"! und nach der neuesten einschneidenden regelreform werden bei HelmutM nun die spiele auf ein tor ausgetragen in der form eines "penalty shootout" (= eine art elfmeterschießen). für detail-interessierte leser ist das aktuell gültige regelwerk auf einer extra-seite zusammengefasst.
es lässt sich also ohne übertreibung feststellen, dass der eigenen phantasie & kreativität bei SOKISO kaum grenzen gesetzt sind, alldieweil ja wie schon erwähnt ein jeder sein eigener verbandspräsident und spielausschuss-vorsitzender ist. niemand muss also sein regelwerk vor anderen rechtfertigen...

hier gehts zum zweiten teil der SOKISO geschichte.